Vincenzos Story - Amalfi in Wiesbaden

Über Vincenzo

Auszug aus "Der Wiesbadener" von G. Geber

Gibt es den stillen Italiener?

„Der“ Italiener, und hier sind vorzugsweise die Gastronomen gemeint, ist nach unserem allgemeinen Vorurteil mit einer ausladenden Gebärdensprache gesegnet und redet gern so schnell, dass wir ihn nicht verstehen, aber trotzdem mögen. Und so hat jeder seinen „Italiener“.

Grabenstr. 5

Wie alles begann ...

Ein kleiner Raum mit wenigen Sitzplätzen – so der erste Eindruck. Es ist genau die Art von Ort, die eine angenehme, fast zurückhaltende Atmosphäre ausstrahlt. Und mittendrin: Vincenzo, der Gastgeber. Einer der seltenen stillen Italiener – und trotzdem kennt ihn halb Wiesbaden.

Seit über 55 Jahren lebt er schon hier, anfänglich als Sozialarbeiter, bis es Ihn später zur Gastronomie hinzog, sein Traumberuf, wie er sagt. Und wenn er spricht, redet er so ganz „unitalienisch“, ruhig und fast zurückhaltend.

So hat er es geschafft, dass er seine Stammgäste hat, die ebenso nur zu einem Glas Wein zu ihm kommen, aber auch seinen wechselnden Tagesempfehlungen folgen und wahrscheinlich erstaunt sind, dass es bei ihm auch eine „Speisekarte“ gibt.

Man muss ihn einmal erlebt haben, wenn er im Herbst seine Pilze offeriert, ohne dass er dabei zu aufdringlich wird. Da werden Pilze zu Alba-Trüffeln, und das Warten auf Pappardelle mit Pilzen wird einem danach viel zu lang. Aus ihm spricht einfach die Liebe zu seinen Gästen, wie er sagt. Und die sind für ihn „ein-und-alles“.

Group of old people eating and drinking outdoor
Paradies Positano

Mit den Gästen alt werden

Gefragt nach seinen Wünschen, sagt er tatsächlich, er wünsche sich mit seinen Gästen alt zu werden.

Aber es gibt sicherlich noch den Wunsch, den er sich auch selbst erfüllt hat: Das ist Urlaub an der Amalfi-Küste. Und da ist sein Platz, wie er sagt, in dem er geboren ist, gibt es einen Platz, der für das Paradies schlecht hin steht: Bei „seinen Italienern“ sitzen, ein Glas Wein trinken, die funkelnde Sonne im Meer beobachten und im fernen Dunst Capri sehen – er kommt ins Schwärmen, und seine Augen funkeln wie das Meer vor Positano.

Ein echter Botschafter

Heimat Wiesbaden

Aber, und darauf legt er Wert, seine Heimat sei inzwischen Wiesbaden, da es seiner Meinung nach eine der schönsten Städte sei. Ein echter Botschafter für die Stadt.

Natürlich ist die Trattoria „da Vincenzo“ nicht so klein, wie sie im ersten Moment aussieht. Man muss nur linksseitig an der kleinen Lounge nach Innen gehen, durch den kleine Flur. Überraschung! Und schon befindet man sich in einem oberen Teil der doch nicht mehr ganz so kleinen Trattoria.

Und hier erkennt man sofort, was Vincenzo außer Gastgeber auch noch ist: Sänger. Nicht zur Gitarre, mit seinem Keyboard unterhält er seine Gäste, und die fordern ihn regelmäßig dazu auf, wieder mal etwas zu singen.

Für seine Gäste, und auch für sich, singt er gern, am liebsten die Songs von Frank Sinatra. Und wenn er singt „This is my way“ wünscht man, dass er den richtigen geht und seine Stammgäste dabei mitnimmt.

Aerial view of the Market Church in Wiesbaden, Germany